Die Fabula est am Samstag den 20.5.2023, war für mich die erste Buchmesse als Aussteller. Zur Erklärung: Erst nach meiner Pensionierung habe ich mit dem Schreiben angefangen, also trotz meines Alters (68 Jahre) noch völlig neu im Geschäft. Entsprechend angespannt und nervös war ich, als ich am Abend vor der Messe mit dem Zug nach Solingen anreiste, im Gepäck einen schweren Rollkoffer mit meinen Büchern.
Wird sich überhaupt jemand für meine Fantasy-Trilogie Elbanor interessieren geschweige denn ein Buch kaufen?, so meine bange Frage. Wie ist das, stundenlang am Stand zu stehen, wenn vielleicht kaum ein Besucher kommt? Sind die anderen Autoren nicht viel jünger, erfahrener im Ansprechen von Kunden, haben sie nicht bessere Werbematerialien? Ist der Aufwand nicht viel zu hoch im Verhältnis zum Ertrag?
Um es kurz zu machen: Meine Befürchtungen haben sich zunächst bestätigt. Im Verhältnis zu den acht Stunden Messezeit fanden nicht allzu viel Besucher den Weg zu meinem Stand. Ich konnte nur wenige Bücher verkaufen und musste feststellen, dass es den jungen Autoren am gegenüberliegenden Stand sehr viel besser als mir gelang, Besucher ins Gespräch zu ziehen. Zudem hatten diese viel besseres Werbematerial wie große Roll-Ups mit auffälligen Bildern, Postkarten, Heftchen mit Leseproben und vieles mehr. Dann kam noch der Tiefpunkt um die Mittagszeit, wo ich als Mittagsschlafgewöhnter von der Müdigkeit übermannt wurde.
Eigentlich hätte ich mir am Ende des Tages frustriert sagen müssen: Nie wieder eine Messe! Doch so war nicht, zu meinem eigenen Erstaunen. Woran lag das?
Im Nachhinein kann ich für mich diese Frage nur so beantworten: Nicht der kommerzielle Ertrag ist entscheidend, sondern die Gespräche, die Kontakte, die sich auf Messen ergeben, die Erfahrungen, die ich mache, die Anregungen durch die Gestaltung anderer Stände. Ich hatte zum Beispiel einen sehr netten Autorenkollegen als Nachbarn, mit dem ich mich angeregt ausgetauscht habe. Ein anderer Nachbar entpuppte sich als Organisator einer eigenen Messe direkt in der Nähe meiner Heimatstadt. Auch kann ich es als Erfolg verbuchen, dass zahlreiche Besucher zumindest meine Broschüre mitgenommen haben, um sich das zu Hause in Ruhe anzuschauen. So schlecht war mein Werbematerial dann vielleicht doch nicht.
Als Fazit: Auf die Sichtweise kommt es an, mit der ich an eine Messe herangehe. Nicht die Verkaufszahlen, sondern die zwischenmenschlichen Kontakte und die Erfahrungen sind der wahre Wert einer Buchmesse.
Für die Buchmesse nah meiner Heimatstadt habe ich mich übrigens schon angemeldet, auch die Fabula est im Jahr 2024 werde ich wieder besuchen. Und wen es interessiert: Den Tiefpunkt in der Mittagszeit habe ich irgendwann überwunden. Dann verging die Zeit sehr schnell, auf einmal war es 18 Uhr. Geht doch!
Autor: Jürgen Flüchter